Nicht erst seit der Corona-Pandemie nehmen psychische Erkrankungen zu. Seit Jahren steigen in Deutschland die Fallzahlen massiv an. Allein zwischen 2005 und 2016 ist laut Barmer-Report der Anteil der 18- bis 25-Jährigen mit der Diagnose Depression um 76 Prozent gestiegen. Jeder Vierte der rund sieben Millionen jungen Erwachsenen in Deutschland ist offiziell von einer psychischen Erkrankung betroffen, Tendenz steigend.

Diese Zunahme psychischer Belastungen hat System: Sie steht in grundlegendem Zusammenhang mit kapitalistischen Konkurrenz- und Leistungsprinzipien, die durch die neoliberale Offensive in den letzten Jahrzehnten verstärkt alle Bereiche des Lebens durchdringen. Schulen und Universitäten wurden durch Bologna-Reform und Turbo-Abi zur Lernfabrik degradiert, das Arbeitsleben ist durch die Hartz-IV-Reformen zunehmend geprägt durch prekäre Beschäftigung und Arbeitsverdichtung, soziale Sicherungssysteme wurden abgebaut.

Als Katalysator wirken die Corona-Maßnahmen der Herrschenden, in der zur Sicherung der Profite auf harte Einschränkungen im Privatbereich gesetzt, Schüler*innen mit mangelhaften Home-Schooling-Konzepten bei Beibehaltung der Leistungsanforderungen auf sich allein gestellt wurden und auf der einen Seite zahlreiche Beschäftigte aus systemrelevanten Sektoren wie der Pflege und dem Einzelhandel von Arbeitsüberlastung betroffen sind, während andere mit Entlassungen und Existenzverlust konfrontiert sind. Die Folgen: Stress, Leistungsdruck, Einsamkeit und Existenzängste, die psychische Erkrankungen fördern.

Der Vortrag zeigt aus einer marxistischen Perspektive auf, wie die kapitalistische Produktionsweise mit ihren Ausbeutungs- und Klassenverhältnissen mit der Zunahme psychischer Belastungen zusammenhängt. Im zweiten Abschnitt zeigen wir auf, wieso ein politisches Antidepressivum – der Kampf für eine sozialistische Welt – nötig ist, um psychische Leiden nachhaltig zu bekämpfen.

Am Dienstag, 27. Juli um 19 Uhr

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